Mutter Rosa wurde am 4. Mai in einem feierlichen Pontifikalamt selig gesprochen – rund 6.000 Gläubige feierten mit den Waldbreitbacher Franziskanerinnen die Gründerin der Gemeinschaft.
Trier. Gleich zweimal brandete während der Feier tosender Beifall auf: Das erste Mal, als am Ende des Seligsprechungs-Ritus das überdimensionale Bild Mutter Rosas über dem Altar enthüllt wurde; das zweite Mal am Ende des Gottesdienstes beim Auszug der Zelebranten. Dieser herzliche Applaus galt Mutter Rosa, der Ordensgründerin der Waldbreitbacher Franziskanerinnen. Diese einfache und kluge Frau, die sich Zeit ihres Lebens aus einem tiefen Glauben heraus der Nöte ihrer Mitmenschen vorbehaltlos annahm, wurde am 4. Mai in einem feierlichen Pontifikalamt im Trierer Dom selig gesprochen. Mit den Waldbreitbacher Franziskanerinnen feierten rund 6.000 Gläubige im Dom und auf dem Domfreihof, wohin der Gottesdienst live übertragen wurde, dieses einmalige und bewegende Fest. Und demonstrierten damit eindrucksvoll, daß Mutter Rosa auch mehr als 100 Jahre nach ihrem Tod den Menschen heute etwas zu sagen hat und ein Vorbild für viele sein kann. – Die Seligsprechung nahm der Kölner Erzbischof Joachim Kardinal Meisner im Namen Papst Benedikts XVI. vor.
Zu Beginn des Seligsprechungs-Ritus hatte der Trierer Diözesanadministrator Bischof Robert Brahm die Bitte wiederholt, die katholische Kirche möge Mutter Rosa in die Schar der Seligen aufnehmen. Danach verlas Schwester M. Engeltraud Bergmann, die als Vize-Postulatorin den Seligsprechungsprozeß für die Ordensgemeinschaft begleitet hatte, die sogenannte Petitio. Dieser Text beschreibt und würdigt das Leben und Wirken und die Verdienste der Margaretha Flesch, wie Mutter Rosa mit bürgerlichem Namen hieß. Er handelte von der Kindheit und Jugend, die geprägt waren von Entbehrungen und harten Schicksalsschlägen; berichtete über den frühen Entschluß Margarethas, eine Gemeinschaft gründen zu wollen, um für die Ärmsten der Armen da zu sein; schilderte die Jahre vom Einzug in einer Klause an der Kreuzkapelle bis zur Gründung der Gemeinschaft 1863. Und sparte nicht die letzten 28 Jahre ihres Lebens aus, in denen sie von der eigenen Gemeinschaft an den Rand gedrängt und totgeschwiegen wurde. – Dieses Los hat sie nur ertragen und aushalten können dank ihres unerschütterlichen Glaubens. Daß sie ihrer Gemeinschaft die Treue gehalten hat, zeigt ihre wahre Größe.
Nachdem Joachim Kardinal Meisner das Apostolische Schreiben, mit dem Papst Benedikt XVI. „die Dienerin Gottes Maria Rosa Flesch in das Buch der Seligen eingeschrieben hat“, verlesen hatte und das Bild Mutter Rosas enthüllt worden war, trugen vier Ordensfrauen – sie kamen aus Deutschland, den Niederlanden, aus den USA und Brasilien und repräsentierten damit die Regionen, in denen die Waldbreitbacher Franziskanerinnen tätig sind – den Schrein mit den Gebeinen der Stifterin in einer Prozession zum Altar. Neben dem Schrein wurden zwei Berührungsreliquien – eine in goldene Ringe eingefaßte Perle aus dem Rosenkranz Mutter Rosas und ein von ihr selbst entworfenes, aber nie fertiggestelltes Stickbild – plaziert, dazu Rosen und eine große Kerze mit dem Seligsprechungs-Motto „Aufgebrochen für das Leben“.
Die Internationalität der Gemeinschaft spiegelte sich auch im weiteren Gottesdienst wider. So wurde eine der beiden Lesungen von einer brasilianischen Schwester in Portugiesisch vorgetragen und waren auch bei den Fürbitten wieder alle vier Regionen und damit Sprachen vertreten. Bereits im Vorprogramm auf dem Domfreihof hatten die brasilianischen Schwestern mit ihren Liedern und südamerikanischen Rhythmen und ihrer ansteckenden Lebensfreude die Besucher begeistert. Dort auch dabei war der Zirkus Halligalli aus dem Heilpädagogischen Zentrum Haus Mutter Rosa in Wadgassen (HPZ). Kinder und Jugendliche aus dem HPZ brachten im Gottesdienst bei der Gabenprozession auch Brot und Wein zum Altar. – Kindern und Waisen hatte immer die besondere Sorge Mutter Rosas gegolten.